Dehnfugenbrand zurück
26.07.2015 04:29 Uhr
Am Anfang stand eine Brandnachschau aufgrund einer Rauchentwicklung, zum Ende hin waren zeitweise elf Wohnungen geräumt und in zwei Wohnungen und einer Garage Löcher in den Wänden. Begonnen hat dieser sich über gut elf Stunden hinziehende Einsatz am Sonntag, dem 26. Juli, um 6.29 Uhr. Eine Rauchentwicklung, die sich ein Bewohner in einem Anwesen in der Weinheimer Straße nicht erklären konnte, führte zur Alarmierung der Ilvesheimer Feuerwehr. Zuerst wurde in der Erdgeschosswohnung des Anrufers nach einer möglichen Ursache gesucht. Nachdem aber dort nichts festgestellt werden konnte, wurde die Suche auf das ganze Gebäude ausgeweitet. Hinweise auf eine starke nächtliche Verrauchung eines Badezimmers in der Kellerwohnung und eine intensive Erkundung des Gebäudes von außen führten schließlich dazu, die eigentliche Brandstelle ausfindig zu machen – eine Dehnfuge, verfüllt mit sogenannten Odenwälder Platten, hatte zwischen den beiden Doppelhaushälften Feuer gefangen. Diese Erkenntnis führte dann dazu, dass der Einsatz von einer Brandnachschau zu einem langandauernden Ereignis anwuchs, bei dem letztendlich sämtliche Fahrzeuge der Ilvesheimer Wehr und 39 Ilvesheimer Feuerwehrangehörigen eingesetzt waren. Die mit einem Dehnfugenbrand einhergehenden Probleme machten unterschiedlichste Maßnahmen erforderlich, die es galt, nach und nach abzuarbeiten.
An erster Stelle stand der Schutz der Bewohner vor einem möglichen Eindringen von Kohlenstoffmonoxid in die Wohnungen. Kohlenstoffmonoxid, leichter als Luft und ein sehr stark wirkendes Blutgift, ist unter anderem ein Produkt der unvollständigen Verbrennung von Dämmmaterial und kann über die kleinsten Ritzen in Wohnungen eindringen. Erster Schritt war somit das Räumen sämtlicher Wohnungen. Hiervon betroffen waren 18 Bewohner, die glücklicherweise aufgrund der guten Witterung vor Ort auf von der Feuerwehr bereitgestellten Garnituren betreut werden konnten. Parallel dazu wurde die Feuerwehr Ladenburg mit dem Gerätewagen Messtechnik und vier Einsatzkräften zu diesem Einsatz hinzugezogen, um die tatsächlichen Kohlenstoffmonoxid-Konzentrationen in den Wohnungen feststellen zu können. Nachdem dann in zwei Wohnungen trotz vorangegangener Lüftungsmaßnahmen erhöhte Kohlenstoffmonoxid-Konzentrationen gemessen wurden, wurde von der Besatzung des anwesenden Rettungswagens und des Feuerwehrarztes Dr. Eric Henn entschieden, die Person aus der Wohnung mit den höchsten Messwerten für eine Blutuntersuchung in eine Krankenhaus zu verbringen. Im Anschluss wurde die rettungsdienstliche Seite aufgestockt und drei weitere Rettungswagen, der Leitende Notarzt sowie der Organisatorische Leiter Rettungsdienst fuhren die Einsatzstelle an. Bei allen betroffenen Bewohnern wurde ein Monitoring auf eine mögliche Kohlenstoffmonoxidvergiftung durchgeführt. Im Laufe des Einsatzes wurde dann noch eine zweite Person zur weitergehenden Untersuchung ins Krankenhaus verbracht. Zum Einsatzende gegen 17.00 Uhr waren beide Personen bereits ohne einen wesentlichen Befund aus dem Krankenhaus entlassen und wieder zu Hause.
Während der Räumung der beiden Gebäude begann die Brandbekämpfung auf der Rückseite der Objekte. Von außen wurde das Fugenmaterial soweit es ging entfernt und abgelöscht. Weiterhin wurde das Dach im Bereich der Dehnfuge abgedeckt, um ausschließen zu können, dass sich der Brand bereits nach oben durchgefressen hat und auf den Dachstuhl übergreift. Um bei Dehnfugenbränden abschätzen zu können, wie weit der Brand schon im Fugenmaterial vorgedrungen ist, müssen neben dem Einsatz von Wärmebildkamera und Fernthermometer unweigerlich im betroffenen Objekt Bohrungen in den Wänden zur Dehnfuge hin durchgeführt werden. Nach Klärung der Sachverhalte zwischen Einsatzleiter Dr. Elmar Bourdon, der Polizei, anwesenden Hausbesitzern und betroffenen Bewohnern konnte diese Aktion begonnen werden. In insgesamt zwei Wohnungen und einer Garage wurden zehn Bohrungen durchgeführt, wobei die Möbel abgedeckt wurden und anfallender Bohrstaub gleich mit einem Sauger aufgenommen wurde. Nachdem die Ausbreitung des Brandes in der Dehnfuge abgeschätzt werden konnte, wurde in drei Bohrlöcher Wasser mit Netzmittelzusatz einfließen gelassen. Diese Maßnahme zeigte schließlich Wirkung und die Rauch- und Wärmeentwicklung ging zurück. Durch Mauerritzen und Bohrlöcher in die Wohnungen einfließendes Löschwasser wurde weitestgehend mit einem Wassersauger aufgenommen.
Unter Anwesenheit von Bürgermeister Andreas Metz wurden die Bewohner regelmäßig vom Kommandanten über die laufenden Aktionen informiert. Zu zwei Wohnungen musste sich die Feuerwehr gewaltsam Zutritt verschaffen, da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass die Bewohner bewusstlos in den Wohnungen liegen. Bei einer Wohnung konnte die Wohnungstür nicht geöffnet werden, so dass sich durch eine Scheibe am Balkon Zutritt verschafft wurde. Noch am Nachmittag wurde über die Feuerwehr Ilvesheim die Notverglasung in Auftrag gegeben.
Gegen 14.00 Uhr wurden dann erst einmal die Einsatzmaßnahmen beendet und die Bewohner durften unter der Vorgabe, die Fenster offen zu lassen, wieder in ihre Wohnungen zurück. Nach Überprüfung sowie Neubestückung der Feuerwehrfahrzeuge und einer kurzen Pause erfolgte um 16.00 Uhr eine letzte Kontrolle der Einsatzstelle. Erneut wurde die Feuerwehr Ladenburg mit dem Gerätewagen Messtechnik zur Amtshilfe hinzugezogen. Die Bewohner beider Gebäude mussten alle Fenster schließen und nochmals ihre Wohnungen verlassen. Nach einer Wartezeit von rund 15 Minuten wurden sämtliche Wohnungen erneut auf eine mögliche Kohlenstoffmonoxid-Konzentration ausgemessen und mittels Fernthermometer die Wandtemperatur überprüft. Nachdem alle Messungen keine Auffälligkeiten mehr zeigten, wurden beide Gebäude wieder zur Nutzung freigegeben und der Einsatz endgültig beendet.
An dieser Stelle zum einen ein herzliches Dankeschön an das besonnenen Verhalten der betroffenen Bewohner und das überwiegende Verständnis zu den von der Feuerwehr durchgeführten Maßnahmen.
Einen ganz großen Dank gilt es an die Familie Theimer auszusprechen, die schon gleich nach Beginn des Einsatzes die Ilvesheimer Kräfte mit Kaffee, Kaltgetränken und belegten Brötchen versorgte und auch die ganze Zeit über helfend zur Verfügung stand. Neben Getränke aus dem Gerätehaus konnte im weiteren Verlauf über eine Ilvesheimer Bäckerei die Einsatzverpflegung mit Fleischkäsebrötchen sichergestellt werden, sodass die Einsatzkräfte und auch die Bewohner der betroffenen Gebäude zumindest in Grundzügen versorgt waren. Und immer war das Anwesen Theimer direkt gegenüber der Einsatzstelle ein gut besuchter Verpflegungs-Anlaufpunkt